Ein alter Elefant
Nr. 182 (PSW 11, S.215-216)
Er war eben nicht der Klügste aus seinem Geschlechte, aber er bekam dennoch wegen der Ordnung, die er unter den Tieren eines kleinen Bezirks hatte, einen so guten Namen, daß ihn die Tiere eines großen Landes baten: "Werde unser König!"Er wollte im Anfange nicht und sagte: "Ich will bei meinen alten Tieren leben und sterben."Aber auch diese baten ihn und sagten: "Nimm die Ehre an und werde ein König."
Er tat es endlich; aber die Folge davon war: Die Tiere des alten Bezirks verloren einen Führer, mit dem sie zufrieden waren, und die Tiere des großen Landes bekamen einen, mit dem sie unzufrieden werden mußten.
Das alte Tier war zu kleinlich für ein Königreich; aber durch sein Königreich zugleich auch unfähig, seinen alten Forst so ordentlich und sorgfältig zu verwalten, als er es vorher getan.
Das Sprichwort ist sehr wahr: man muß einen alten Baum nicht leicht versetzen -- tut man es, so sterben Hunderte gegen einen, der sich dabei beim Leben erhält. Mit dem alte Menschen aus ihrem gewohnten Lebensgange wegzunehmen und sie in einen anderen zu versetzen, ist es das Nämliche. Man stellt das Gute, das sie sich durch ihr Leben eingeübt und jetzt wohl können, still, und macht ihnen etwas Gutes zur Pflicht, das sie sich erst jetzt einüben sollten und nicht mehr wohl einüben können. Der Fehler ist auffallend, obgleich die Übung an vielen Orten ziemlich allgemein ist, auf gute Pfründe gewöhnlich sehr alte Pfarrer hinzuschicken. Wahrlich das Bleiben bei den Seinigen, bis der Tod uns scheidet, ist in tausend Verhältnissen des Lebens eine heilige Sache. Der Pfennig ist nirgend mehr wert, als wo er geschlagen worden, und das ist noch am meisten von einem alten, abgeschliffenen Pfennig wahr. Auch schwache Menschen von wenig Anlagen kommen in Sachen, die sie durch ihr Leben immer betrieben, zu einer Art von Gewandtheit und Vollendung; sie werden aber durch ihr Alter in eben dem Grad zu allem dem, was sie durch ihr Leben nie betrieben, unfähiger.