Der Biber und der Marder

Nr. 225 (PSW 11, S.304)

"Es ist ein unangenehmes Ding um deinen Zahn, und ich sehe nicht einmal ein, daß du ihn zu deinem Fraße nötig hast", also sagte ein Marder zu einem Biber. Dieser antwortete ihm: "Ich kann freilich meine Fische so gut ohne meinen Zahn fangen und fressen, als du deine Eier und Vögel ohne einen solchen auch finden und fressen kannst. Aber mein Zahn ist ein Kunstzahn, und du und deinesgleichen wissen nicht einmal, was das für eine Lust ist, einen Kunstzahn in seinem Kiefer zu haben; ich aber weiß es und will dir nur sagen: Er ist mir fast mehr wert als mein ganzes Freßgebiß, und ich kann dich versichern, das Ausüben meiner Baukunst ist mir viel lieber als das Fischessen."


Der Biber macht seiner Kunst eine Lobrede, die nicht alle menschlichen Künstler der ihrigen machen können. Die Menschenkunst ist weit mehr abhängig vom Menschenbrot als die Tierkunst vom Tierfraß. Auch ist nur der Mensch unersättlich im Jagen nach Brot, das Tier aber gar nicht.