Leben und Werk des Pestalozzi-Forschers Emanuel Dejung (1900 - 1990). Eine biographische Vergewisserung mit fünf Volltexten seiner Veröffentlichungen.
Christoph Dejung
Um die folgende Kurzbiographie Dejungs gruppieren sich in Form von Hypertexten eine ausführliche Biographie Dejungs, ein Auswahlverzeichnis seiner wichtigsten Veröffentlichungen und fünf dieser Veröffentlichungen als Volltexte.
Emanuel Dejung war als Redaktor und Herausgeber fast vom Anfang dabei bei der Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Pestalozzis. Es war ihm nicht vergönnt, den Abschluss dieser Arbeit noch zu erleben. Aus der Zeit seiner Hauptverantwortung stammen über 20 von 30 Bänden der Werke und 13 von 14 Bänden der Briefe. Auch der jetzt im NZZ Verlag vorliegende Registerband und bibliographische Datensammlungen sind bei seinem Tod schon vorbereitet gewesen.
Als Leiter der Stadtbibliothek von Winterthur publizierte er sehr viele Arbeiten, zum Teil zu Themen der Lokalgeschichte, zum Teil zur Bibliothekswissenschaft, vor allem aber zum Leben und Werk Pestalozzis, wie im Auswahl-Werkverzeichnis zusammengestellt.
Seine Aufsätze zu Themen dieses Arbeitsfeldes konzentrierten sich immer mehr auf die richtige Einschätzung der Leistung Pestalozzi, den er verkannt glaubte, einmal bezüglich seiner grossen Leistungen im Alter, wo nach seiner Auffassung Pestalozzi erst seine ganze Erziehungsansicht erreicht habe, andererseits bezüglich seiner politischen Stellung.
Der erste Versuch, sich für den alten Pestalozzi einzusetzen, kann im bisher unveröffentlichten Manuskript Die Krankheit im Leben Pestalozzis von 1975 erblickt werden. Es erweitert unser Verständnis für die Kämpfe des Alters, wie sie bei Peter Stadler, Pestalozzi 1798-1827, Zürich 1993, S. 479-591 dargestellt werden.
Der Text über Pestalozzi und die Politik von 1976 gibt in allgemeinverständlicher und wenig zugespitzter Form Dejungs Ansicht über den verkannten Politiker Pestalozzi wieder; er erschien in der Schweizer Lehrerzeitung. Nach dieser Auffassung wurde Pestalozzi in drei wichtigen Felder immer einseitig aufgefasst: Entweder als Aufklärer oder als Traditionalist (er war aber stets beides), entweder als Vertreter der Unterdrückung oder der Revolution (er war keines von beiden), entweder als Bildungstheoretiker im deutschen Zusammenhang oder im schweizerischen als Bildungspolitiker.
Besonders deutlich kommt seine Position zwischen den Stühlen zum Vorschein im kurzen Text Lebensgefahr für Pestalozzi im Frühjahr 1798, bisher nur publiziert als vorausgehende Miszelle zu einer Buchbesprechung in der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte 1980.
Im gleichen Jahr erschien sein Kommentar zu einer bekannten Lithographie. Pestalozzi in Stanz als Aufsatz in der pädagogischen Rundschau.