Menschenbildung und Kinderarbeit bei Pestalozzi und Owen. Eine Analyse der Erziehungswerke Pestalozzis und Owens als Beitrag zur Ideengeschichte der Arbeitsschule.
Gernot Koneffke
Heidelberg: Ruprecht-Karl-Univ., Diss.,1961, 242 S.
Gernot Koneffke leitet seine Dissertation mit dem Satz ein: "Daß es das Ziel der Bildung sei, den Menschen zum bestimmungsgemäßen, humanen und immer wieder neu gestalteten Austrag seines Lebens zu befähigen...". Er wirft dabei die Frage auf, was die gesellschaftliche Arbeit an der Basis des Bildungsprozesses zum genannten Ziel beizutragen hätte. Mit dem Thema seiner vorliegenden Untersuchung möchte Koneffke einen inneren Zusammenhang von Menschenbildung und Kinderarbeit aufzeigen und setzt sich damit vor, diesen Zusammenhang nachzuweisen und näher zu bestimmen.
Koneffke schildert, daß sich das fraglos hingenommene Verhältnis von Menschenbildung und Kinderarbeit in der "natürlichen" Erziehung in der Zeit der "industriellen Revolution" auflöse. Menschenbildung und Kinderarbeit geraten in Widerspruch zueinander, ihre Versöhnung wird versucht im Entwurf einer Arbeitsschule besonderer Prägung: "der Entwurf schließt - unter dem Gesichtspunkt der humanen Bewältigung der industriellen Arbeitswelt - eine polytechnische Bildung ein; er ist zugleich angelegt auf die Überwindung der sich nun geschichtlich entfaltenden Antinomie von Schule und Leben und wird nur in diesem größeren Zusammenhang verständlich". (S. 9)
Koneffke führt auf, daß sich dieser Entwurf im pädagogischen Werk Pestalozzis und Owens aufdecken läßt. Beide streben den Versuch an, eine Arbeitsschule zu schaffen, die dem Menschen eine "naturgemäße" Erziehung und Bildung zurückzugebe. Mit diesem Ansatz toleriere sich nicht nur die Menschenbildung und Kinderarbeit einander, sondern erfordere sie. Koneffke geht darauf ein, daß sowohl bei Pestalozzi als auch bei Owen eine pädagogische Antwort auf die Herausforderung der sich entwickelnden Industriegesellschaft darstelle und auch die pädagogischen Probleme der Gegenwart betreffe.
Grundprobleme und Voraussetzungen der Untersuchung rechtfertigen sich für Koneffke durch die Bildungslage der Gegenwart, die sich angesichts ununterbrochener Wandlungen in der menschlichen Arbeitswirklichkeit dem Problem des Zusammenhangs von Arbeit und Bildung unausweichlich konfrontiert sieht. Neben dieser Problemstellung berücksichtigt Koneffke den Fragenkreis, der sich mit dem Einbruch der industriellen Arbeitswelt in die natürlichen und geschlossenen Lebensformen einer Anzahl von Entwicklungsländern auftut. Koneffke meint, dieser Problemstellung nicht ausweichen zu können, wenn alle Entwicklungshilfe in erster Linie auch Erziehungshilfe sein solle.
Im Anschluß seiner Arbeit führt Koneffke eine kurze historisch-kritische Betrachtung einiger Arbeitschulentwürfe und deren Ausblick auf. Über sechzig Seiten bilden die Anmerkungen und Anhänge I-III. Abschließend folgt ein ausführliches Literaturverzeichnis.
Biographische Angaben zum Autor:
Gernot Koneffke, geboren am 28. August 1927 in Lauenburg/Pommern. Schulbildung in Rügenwalde/Ostsee, Schlawe, Pommern, Husum und Oldenburg/Holstein. Abitur im Kriegsteilnehmer-Sonderlehrgang Hannover 1948. 1949-1951 Lehrerausbildung in Kiel und Staatsprüfung für das Lehramt an Volksschulen. 1954 Lehrer im Hessischen Schuldienst, 1957 Assistent für Schulpädagogik am Pädagogischen Institut Darmstadt in Jungenheim. 1951-1954 Studium an der Christian-Albrecht-Universität Kiel, 1955 an der Ruprecht-Karl-Universität in Heidelberg in den Fächern Pädagogik, Philosophie und Kunstgeschichte, 1962 Promotion. 1969 Prof. der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1972 Prof. der Technischen Hochschule Darmstadt.
(AR)