Philipp Albert Stapfer, Heinrich Pestalozzi und die Helvetische Schulreform. Eine kontextuelle Analyse.
Ernst Martin
Zürich: Verlag Pestalozzianum: Zürich, 2004. 74 Seiten
Martin stellt auf der Basis des Briefwechsels zwischen Stapfer und Pestalozzi das differenzierte Abbild eines Ausschnittes aus einer der schwierigsten Zeiten der Schweizer Geschichte dar. In der Zeit der Helvetik (1798-1803) wurde unter der Protektion von Philipp Albert Stapfer der mittlerweile fast vergessene Autor von „Lienhard und Gertrud“, Johann Heinrich Pestalozzi, europaweit berühmt. Damit wurde die Pädagogik, oft synonym „Methode“ genannt, zum öffentlichen Thema.
Untersuchungen zum Themenfeld Pestalozzi – Helvetische Revolution – Schulreform sind ohne Einbezug des ersten helvetischen Bildungsministers Philipp Albert Stapfer nicht denkbar. Stapfer versuchte, Condorcets Ideen zur Schulreform an die Schweizer Verhältnisse anzupassen und für diese fruchtbar zu machen.
In Martins Veröffentlichung wird deutlich, dass Stapfer und Pestalozzi in den Jahren der Helvetik gleichermassen versuchten, die Menschen von der Untertanenstellung im Obrigkeitsstaat zu einer neuen Verantwortung des Einzelnen für sein eigenes Tun und Handeln zu führen. Den Menschen zu geistiger, sozialer und ökonomischer Selbständigkeit zu führen, kann nur einer allgemeinen Menschen- und Schulbildung gelingen, nur sie kann die Handlungsbefähigung des Menschen erreichen. Die Freiheits-, Gleichheits- und Brüderlichkeitsbewegung der Französischen Revolution erfasste auch die Schweiz, der Mensch soll durch Bildung und Erziehung vom Objekt zum Subjekt verwandelt werden. Zwar waren der idealistische Schwung und die revolutionären Impulse Stapfers und Pestalozzis in den wenigen Jahren der Helvetik nicht umzusetzen, aber diese Impulse sollten fortdauern.