Johann Heinrich Pestalozzi. Sein Kampf für soziale Gerechtigkeit und Menschenbildung.
Phil Dänzer
Zürich: Pestalozzianum Verl. 1994, Tonbildschau auf Videokassette (VHS), 31 Min. Sprecher/in: Gert Westphal/Brigitte Weyermann. (Lieferbar auch in französischer, englischer und chinesischer Fassung).
Der Videostreifen, es ist kein Videofilm, sondern eine Tonbildschau auf Videokassette, ist stark sprachorientiert. Die Bilder sind bestenfalls Illustrationen zum gesprochenen Text, der die eigentliche Information trägt. Es wird ein Überblick über die Stationen von Pestalozzis Leben gegeben: Kindheit und Jugendzeit im Zürich der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Heirat und Bau des Neuhofs bei Birr, Armenanstalt und Armenerziehung auf dem Neuhof, Stellung zur Französischen und Helvetischen Revolution, Waisenerziehung in Stans, zuerst Lehrer in Burgdorf, danach Versuchsschule und Lehrerseminar mit zunehmend weltweiter Anerkennung und das Erziehungsinstitut in Yverdon. Zugleich werden einige der bekanntesten Werke vorgestellt: Lienhard und Gertrud, Über Gesetzgebung und Kindermord, Nachforschungen, Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, Schwanengesang. Mit längeren wörtlichen Zitaten werden Pestalozzis zentrale pädagogische Gedanken dargestellt, aber Pestalozzis schwierige Sprache kann allenfalls mit Vorkenntnissen und durch äußerst konzentriertes Zuhören aufgenommen werden. Im ganzen dominiert eine beschönigende Pestalozzi-Rezeption: der selbstlose Waisenvater, der Begründer der Volks- und Elementarbildung, der maßgebliche Einfluß Pestalozzis auf Bildung, Familie und Gesellschaft in der Schweiz, in Europa und auf der ganzen Welt. Die in der gegenwärtigen Pestalozzi-Rezeption diskutierten Fragen und gewonnenen Erkenntnisse sind kaum präsent: Heldenkult und Legendenbildung, das mehrfache Scheitern, die biographischen Brüche z.B. bei der Erziehung seines Sohns Hans Jacob oder die Widersprüchlichkeit seiner Aussagen. Der Videostreifen will Pestalozzis Kampf für Gerechtigkeit und Menschenbildung zeigen und sich als eine Einführung verstehen: aber als Einführung in die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist er nur wenig geeignet und um Schülern das Lebenswerk Pestalozzis nahezubringen, sind die medienspezifischen und medienpädagogischen Mittel nicht voll genutzt, zumal auch die Bildqualität deutlich hinter den heutigen Möglichkeiten der Videotechnik zurückbleibt.