Johann Heinrich Pestalozzi : dem bedeutenden Schweizer Pestalozzi-Forscher Emanuel Dejung
Leonhard Froese
In: Pädagogische Rundschau. - 36 (1982), 2, S. 169-180
SW: Biographie ; Einfluß ; geistesgeschichtlicher Hintergrund
In diesem Artikel wird die Biographie Pestalozzis erzählt. Außerdem wird untersucht, welche Einflüsse auf Pestalozzi einwirkten. Die Einflüsse der vaterlosen Erziehung, des Kennenlernens der sozialen und politischen Mißstände auf dem Lande und der Aufklärung werden genannt. Nach weiteren Einflüssen wird gefragt: Es wird angemerkt, daß sein Werk eine „eigenartige Komposition" sei "aus rationalistisch-anthropozentrischen, philanthropisdch-humanistischen und reformiert-pietistischen Gedankenelementen." Der Autor meint, man müsse folgendes untersuchen: die spezifischen Varianten der Schweizer Aufklärungsphilosophie, (welche Einflußkomponenten über den Physiokratismus hinaus auszumachen sind), den Philanthropinismus, wie weit ihn sein Förderer Iselin beeinflußt hat. Es ist zu fragen, ob der "Handschrift" Iselins in der frühen Schaffens- und Wirkungsperiode" eine große Bedeutung zukomme und ob Iselin in die frühen Veröffentlichungen eingegriffen hat. Bei den nachweisbaren geistes- und ideengeschichtlichen Einflüssen müsse die Frage nach Pestalozzis Religiosität gestellt werden. Pestalozzi gehöre zum Neuprotestantismus. Auf seine seine religiöse Entwicklung habe Lavater großen Einfluß gehabt. Der ambivalente Charakter der Religiosität Pestalozzis spiegele sich bereits in den Frühschriften. (Er habe ein zwiespältiges Verhältnis zur offiziellen Lehrmeinung der Kirche und zum praktischen Christentum dieser Kreisegehabt.) Seine Auseinandersetzung mit Lavater sei nun stärker geworden. Es wird über sein verändertes gesellschaftspolitisches Bewußtsein durch die Französische Revolution berichtet (er konnte die Revolution nur halbherzig bejahen) und über sein Engagement für die Helvetische Republik sowie über seine Leitung eines Waisenhauses in Stans.
(FR)