Steinke, Ehrenfried S.:
Grundzüge der Kulturkritik des jungen Pestalozzi.
Frankfurt/Main 2006, 72 S.
Der Autor (geb. 1930) gliedert seine Arbeit in drei Teile. Im ersten Teil beschreibt er den Abfall von den weisen Gesetzen der Alten, also das Abgleiten in Geldgier, in ungerechte Gesetzgebung, in ein schlechtes Vorbild des Adels und in die Unmenschlichkeit der Unter- bzw. Landvögte mit der Folge eines allgemeinen Staatsverfalls. Im zweiten Teil benennt er als Hauptursache des Staatsverfalls den Kindermord, den Aberglaube und die wirtschaftlichen Missstände. Im dritten Teil ergänzt er diese Aussagen und geht unter den Stichworten Maulbrauchen, Heuchelei, Neid und dem Überhandnehmen von Epidemien näher auf diese Ursachen ein. Seine Aussagen belegt Steinke weitgehend mit einer Aneinanderreihung von Zitaten aus Pestalozzis Werken „Agis“, „Über Gesetzgebung und Kindermord“, „Lienhard und Gertrud“ und „Christoph und Else“.
In seiner Schlussbetrachtung (S. 69-71) kommt der Autor zu dem Schluss, dass für Pestalozzi gegenüber dem sich ausbreitendem „Landesverderben“ nur durch sozialpolitische, ökonomische und religiöse Reformen wieder bessere Lebensbedingungen für den „einfachen Bürger“ geschaffen werden könnten.
Im Einzelnen zeigt diese Veröffentlichung deutliche Schwächen: So beklagt sich Steinke z.B. zu Unrecht über das Fehlen eines aufschlussreichen Geschichtswerks der Schweiz des 18. Jahrhunderts (S. 8) und bezieht sich diesbezüglich lediglich auf einen Artikel im Grossen Brockhaus von 1934 (S. 11). Das Wirken und Schaffen Pestalozzis setzt Steinke als bekannt voraus und verweist hierzu auf die dürftigen Angaben seines Literaturverzeichnisses (S. 9 und S. 92), in dem die neuere Pestalozzi-Literatur völlig ausgeblendet bleibt. Vermisst werden zudem Aussagen zur Einordnung der Kulturkritik des jungen Pestalozzi in sein gesamtes Lebenswerk.
(Gerhard Kuhlemann)