Johann Heinrich Pestalozzi : ein Wegbereiter der Erlebnispädagogik?
Leonhard Friedrich
Lüneburg : Neubauer, 1991 : 48 S. (Schriftenreihe "Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik" ; 27)
"Johann Heinrich Pestalozzi ist wie August Hermann Francke, Friedrich Fröbel und Don Bosco eine der vier Ausnahmen unter den bisher von Jörg Ziegenspeck herausgegebenen "Wegbereitern der modernen Erlebnispädagogik", insofern sie nicht der reformpädagogischen Bewegung angehören, gleichwohl hat gerade seine Pädagogik wesentliche Impulse zum pädagogischen Aufbruch am Ende des 19. Jahrhunderts gegeben; die anderen bislang in der Lüneburger Schriftenreihe vorgestellten 22 Erziehergestalten sind allesamt - wie beim Stichwort "Erlebnispädagogik" auch nicht anders zu vermuten - markante Vertreter der Reformpädagogik".
"Dieses Stichwort läßt wesentliche Grundbegriffe der reformpädagogischen Bewegung assozieren, versetzt in die Zeit um die Jahrhundertwende, führt jedoch nicht sogleich über diese hinaus".
"Unter den Perspektiven der Erlebnispädagogik erscheinen nahezu alle Motive und Ziele der Reformpädagogen...".
Friedrich macht nun einen Brückenschlag zu Pestalozzi, indem er die früheste bekannte Definition von Erlebnis von Wilhelm Traugott Krug als Zwischenpfeiler nimmt.
"Diese Umschreibung des Begriffs "Erlebnis" führt uns dicht an Pestalozzis pädagogische Argumentation heran. Krugs These "Was man selbst erlebt", schaffe die "Grundlage der Erfahrung", entspricht ganz Pestalozzis Auffassung, die - negativ formuliert - besagt, daß ein Lernen, das nicht in intensivem Erleben wurzelt, das nicht "Herz, Geist und Hand zugleich ergreift", seinen Zweck nicht erfüllen könne. Die Qualität des Empfindens, Schauens, Denkens, Wollens, Tuns und Lassens entscheidet - gemäß der Definition des Lexikonartikels - über die Qualität unserer Erfahrung und unserer Erkenntnis.
Friedrich nähert sich dem Thema in vier Durchgängen: zunächst nähert er sich dem Erlebnisgedanken im Horizont der Lebensgeschichte Pestalozzis, anschließend vermittelt er Pestalozzis Sicht der Schule unter dem Vorzeichen des Erlebnisgedankens, um dann eine Erörterung des Erlebnisses als Fundament und Prinzip der Vermenschlichung vorzunehmen.
In seiner Schlußbetrachtung bilanziert er seine Ansätze und spricht einige aktuelle Perspektiven an.
In seinem Anhang stellt Friedrich Pestalozzis Leben und Wirken in einer Übersicht sowie im Spiegel autobiographischer Zeugnisse dar, nennt wichtige deutschsprachige Ausgaben von Werken und Briefen Pestalozzis und stellt eine Auswahl an Sekundärliteratur vor.
Biographische Angaben zum Autor:
Prof. Dr. Leonhard Friedrich wurde 1930 geboren. Er studierte am Pädagogischen Institut in Darmstadt sowie an den Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg in den Fächern Erziehungswissenschaft, Philosophie, Psychologie und Soziologie. Als Lehrer war er an verschiedenen Volks- und Heimsonderschulen tätig. Außerdem übte er eine Tätigkeit als pädagogischer Mitarbeiter an der Universität Gießen aus. 1970 folgte seine Promotion. von 1972 - 1976 Tätigkeit als Professor an der Universität Gießen, 1976 - 1980 o. Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Düsseldorf.
Seine Arbeitsschwerpunkte: Theorie der Erziehung und Bildung, Theorie des Lehrers, Geschichte der Pädagogik und Pestalozziforschung.
(SH)