Pestalozzi aktueller denn je
Walter Guyer
Zürich: Füssli, 1975, 182 S.
Walter Guyers Werk erscheint als Beitrag zum hundertjährigen Jubiläum des Pestalozzianums in Zürich, der Ausgangsstätte der Pestalozziforschung und Zentrum der Ausstrahlung für Pestalozzis Weiterwirken.
Guyer erwähnt im Vorwort, daß er lediglich "einige Facetten aus dem geistigen Auge Pestalozzis wieder etwas zum Leuchten bringen" möchte, doch zeigt seine Arbeit einen Einblick in das gesamte Werk Pestalozzis, dem Sozialpolitiker, Philosophen und Sozialpädagogen. Dabei eröffnet das Buch beständig neue Aspekte auf unsere Zeit. So kommt zum einen Pestalozzis Mittlerrolle zwischen Agrarstaat und Industriegesellschaft zur Geltung und zum anderen seine philosophische und theologisch Auffassung. Beide ergeben ein Bild des Menschen überhaupt und regen zum Nachdenken an, über die heutige Situation, die einer technokratischen Gesellschaft, welche die "Wohnstube", nämlich Schule und Beruf gleichermaßen gefährde.
Guyer beschreibt Pestalozzis Sozialpädagogik , die deutlich sittlich-religiös geprägt sei, wobei Pestalozzi nie den Bezug zur Realität verliere, zu ihrem Guten wie auch ihrem Schlechten. Sie schließt die "Idee der Elementarbildung"ein sowie Pestalozzis Kerngedanken der Erziehungspraxis im Unterricht. Guyer macht hier deutlich, daß Pestalozzi in der Unterrichtspraxis die menschliche Begegnung zwischen dem Lehrer und dem Kind, der Schulgemeinschaft und der Familie als das Wesentliche erachte und nicht den Lehrer als "Unterrichtsingenieur".
Im letzten Kapitel nähert sich Guyer einigen Gedanken zur Schule und dem Ausklang zu Pestalozzi. Hier setzt sich Guyer mit der wichtigen Frage auseinander, inwiefern Pestalozzi der Vater der Volksschule sei, wie es weithin behauptet werde. Abschließend kehrt Guyer auf die letzten Lebensjahre Pestalozzis zurück, die geprägt sind von Auseinandersetzungen mit seinen Kritikern.
Auf Anmerkungen verzichtet Guyer in seiner Arbeit. Am Schluß des Buches findet sich ein dreiseitiges Literaturauswahlverzeichnis.
Biographische Angaben zum Autor:
Dr. Walter Guyer (1892-1980), Prof. für Pädagogik und Leiter des Kantonalen Oberseminars Zürich. Direktor an Lehrerausbildungsantalten in Rorschach, St. Gallen und Basel. Verfasser zahlreicher Bücher und Schriften, sowie Beiträgen zur Pädagogik.
(AR)