Johannes Marti Sohn an seinen Vater

Dienstag, 27. Dezember 1808, Brief mit Adresse

Zeilenumschrift

 Jferten den 27ten Christmonat
 1808
 Liebe Eltern!
 Ein Jahr ist verfloßen, ich habe es mit
5vielen Freüden verlebt, doch wem hab ichs
 zu danken als Gott und eüch; doch mit was
 soll ich eüch danken zu geringe bin ich es zu
 thun, den wen ich denke wie viel ihr für mich
 thut und thatet. Eüere Sorgfallt eüere Liebe
10gieng mir doch noch nie sozu Herzen als am
 Bettag nachdem uns Herr Niederer im Religionsunterr
 euere Sorge und Pflege ans Herz legte.
 da war mir mein Herz warm, es war zu voll.
 Thränen preßten aus meinen Augen und ich
15tausend gute Vorsätze diese Stunde, die
 werde ich niemals vergeßen den sie war zu
 schön. Auch den letzten Sonntag da Herr Muralt
 im Hausgottesdienste von den Verhältnißen
 zwischen uns und euch sprach rührte es mich nicht
20wenig. Nebst dieser Liebe Sorgfallt und Pflege
 sind ihr doch, wollt ich wetten, mit einem Neu-
  
 jahrshefte zufrieden und nehmt es als ein Zeichen
 des Danks an x eüre Güte rührt mich so,
 wer an meiner Statt würde aufs künftige
25Jahr nicht gute Vorsätze faßen, niemand,
 niemand würde seyn, der nicht den Vorsätz faßen
 würde das künftige Jahr gut anzuwenden
 damit er eüch Freüde machen damit er
 eüch einst mit Thaten nicht nur mit Worten
30und eine Neüjahrsheft danken könne. Gott
 gebe mir Gnade daß ich diese Vorsätze halten
 könne und sie nicht vergeße und sie beßer
 halten könne als das vorige Jahr.
 Jhr seht wie viel Vortschritte ich dieß Jahr
35gemacht habe, indem ihr dieses Neüjahrsheft
 mit dem vom vorigen Jahr
 vergleichet sonst würde ich eüch sagen
 in was ich Vortschritte und ihn was ich
 keine gemacht habe.
40Jch bin gesund und wohl, lebt auch wohl.
 Jch grüße eüch ins Gesant
 Und bleibe den sie liebenden Sohn.
 Joh: Marty.
  
 Herrn
45Joh: Marty
 Wirth
 in
 Fraubru£en
 Cant: Berne