Johann Heinrich Pestalozzi an Johannes Marti Vater

Freitag, 16. Januar 1807,
gedrucktes Formular, Brief mit Adresse + quittierte Abrechnung

Zeilenumschrift

01Jferten , den 1ten Jenner 1807.
 H[errn] J. Marty Gastwirth in Fraubrunen
 Die Ausdehnung meiner Erziehungsanstalt und die mit derselben immer wachsenden ökonomischen
 Verhältnisse haben mich bewogen, meinen lieben Freund, Herrn Collomb - Roulet , von Vivis,
05zu bitten, mir dießfalls an die Hand zu gehen, und die Besorgung meiner wesentlichsten ökonomischen
 Angelegenheiten über sich zu nehmen. Er hat meinem Ansuchen mit der freundschaftlichsten
 Bereitwilligkeit entsprochen, und die dießfalls einschlagenden Geschäfte wirklich übernommen.
 Von nun an werden also alle Rechnungssachen, die an mein Haus gelangen, so wie alle, die von
 demselben ausgehen, von Jhm theils empfangen, theils ausgefertiget werden. Jch hoffe meine
10sämmtlichen Freunde, und vorzüglich die Eltern meiner Zöglinge, werden in dieser Maaßregel meine
 Sorgfalt erkennen, um meine Unternehmung in allen ihren Theilen immer mehr zu konsolidiren,
 und auch ihre äußere Einrichung auf einen Fuß zu setzen, daß ich und diejenigen Personen, denen
 der Unterricht und die Führung der Kinder anvertraut ist, von allen ökonomischen Besorgnissen
 und Zerstreuungen unabhangend, die uns nothwenige Gemüthsruhe und Fryheit gesichert finden.
15Jch kenne Herrn Collomb schon seit mehrern Jahren als einen meiner beßten Freunde, und
 schätze mich glücklich, daß er meinem Ansuchen hat entsprechen können und wollen. Jch bitte Sie
 also mit gegenwärtigem, Jhn in allen Rücksichten mit demjenigen Zutrauen zu beehren, das Sie
 bisher mir selber zu schenken die Gewogenheit hatten. Und da ich Jhm für alle Geldangelegenheiten
 und Rechnungen des Hauses meine Signatur aufgetragen, so bitte ich selbige am Fuß dieses
20Schreibens zu bemerken, und ihr eben den Glauben beyzumessen als der meinigen.
 Genehmigen Sie indessen die Versicherung der Hochachtung mit der ich die Ehre habe mich
 zu nennen
 Pestalozzi
 Die Unterschrift Herrn
25Collomb - Roulet für mich ist so: Pestalozzi p.
 Vom 16ten
 Jch habe den Betrag meiner letzten Rechnung zu seiner Zeit richtig erhalten
 und übersende Jhnen hiemit den Conto quittirt zurück. Es ist mir
 sehr angenehm aus Jhrem letzten vom 14ten Jenner zu vernehmen
30daß Sie mit den Fortschritten Jhres Knabens zufrieden sind
 Jch darf Jhnen die bereits gemachte Hoffnung, daß er gewiß wohl ge-
 rathen
 rathen werde erneuern indem er sehr guten Willen, ein überaus gefühlfvolles
   und zartes Herz, verbunden mit guten Kopfsanlagen besitzt: mit den
35versehen
 Eigenschaften " kann es keinem Jünling fehlen we£ er anders nicht
 verwahrloset wird. Sie können überzeugt seyn daß ich aus Freundschaft
 für Sie und aus Liebe zu dem Knaben mein Möglichstes
 thun werde damit Jhnen der brafe Sohn zur Freud und zum
40 Trost auferzogen werde: Er war mit dem ihm gegebenen Neujahrsgeschenk
 sehr vergnügt, er wird Jhnen gewiß selber danken
 auch eine Beschreibung von unserm Neujahrsfest das sehr schön
 war überschicken wen er sie wird gemacht haben. Jch grüße Sie
 freundschaftlichst.
45Pestalozzi p.
 N.S. Erlauben sie mir noch beyzufügen &cc
 Jch habe ihrem Knaben laut ihren Wünschen einen warmen
 Überrock machen laßen.
  
 N.S. Erlauben Sie mir noch beyzufügen daß die Erfahrungen
50des vorigen Jahres mich in die Nothwendigkeit setzen Jhnen
 anzuzeigen daß es mir unmöglich wird in Zukunft Wasche
 und Flickerey zu besorgen und die Schreibmaterialien zu liefern
 ohne dafür etwas in Rechnung zu bringen. Jch habe bey
 der ersten Einrichtung bleiben wollen aber ich kann nicht dabey
55bestehen. Bey allen Einschränkungen denen ich mich unterwerfe
 und bey allen Aufopferungen die ich jetzo meiner Anstalt noch
 wie imer gern bringe, macht die Sicherheit des Etablißements
 und die imer wachsenden Ausgaben für seine Verbeßerung selber
 es mir zur Pflicht mit den Eltern der Zöglinge hierüber
60offen zu reden. Jch darf nicht lange Ausgaben die mir durch die
 festgesetzte Eingangssume nicht vergütet werden auf meine
 Rechnung nehmen. Jch werde also von nun an jedem Zögling
 p. Viertel-Jahr L 4 für Wasche, Flickerey und Schreibmaterialien
 in Rechnung bringen. Jch hoffe wen Sie überlegen
65wie das Jnstitut keine Kösten scheut um imer mehr zu
 leisten und wirklich imer mehr leistet; so werden Sie
 diese kleine Abänderung gern billigen. Jch bitte Sie mir
 !ihre Gesinnungen" darüber bestimt und freymüthig zu äußern, und versichert
 zu seyn daß es mir selber Mühe macht zu der kleinen
70Abänderung gezwungen zu seyn, die ich die Freyheit nehme
 Jhnen vorzuschlagen.
 obiger p
  
 YVERDON
 an Herrn
75Johann Marti,
 Gastwirth,
 in Frau p Brunnen
 Canton Bern.
80 dec fa 146.  
  1.  
  Herr Martj Gastwirth in Fraubrunn 

Soll

  an das Pestalozzische Jnstitut für seinen Sohn Johannes  
  für folgendes:  
85______  ______
 1806 .   
 Xbris2 S: Konto bei Herrn Flaction SchererL–.14.–
  dem Zahnarzt der ihm die Zähnen be-  
  festigtund 2 ausgezogen 1.10.–
90 S: Schneider-Konto –.9.–
  Briefporto’s –.19.–
  S: Schuster-Konto –.12.–
  Pension vom 1sten dieß bis 1sten  
  Merz 1807 100.–.–
95   ______
   L104.4.–
  Reiseumkösten im Septembris. 9.10.–
    ______
  
:
L113.14.–
 100 
richtig empfangen
  
  
f. Pestalozzi
  
  
Muralt