Mes recherches sur la marche de la nature dans l'évolution du genre humain.
Johann Heinrich Pestalozzi
Présentation, traduction et commentaire par Michel Soëtard. Lausanne: Ed. Payot 1994. 293 S.
Pestalozzis Nachforschungen sind 1994 erstmals seit ihrem Erscheinen 1797 in einer von Michel Soëtard besorgten französischen Ausgabe herausgekommen. Anders als mit der deutschen liegt mit dieser französischen Einzelausgabe eine gut kommentierte Edition vor. Neben dem Text der Nachforschungen (S. 31-198) enthält die Ausgabe eine "Présentation des Recherches" (S. 9-29), in der bereits eine Einführung in den Text mit einigen begrifflichen Vorklärungen (bienveillance, domination, soumission usw.) erfolgt. Besonders ausführlich ist der Kommentar von Soëtard (S. 199-283), in dem eine Interpretation und Analyse der Schrift geleistet wird. Die französische Ausgabe war Soëtard wichtig, weil er in Pestalozzis Nachforschungen und Rousseaus Emile die zwei grundlegenden Texte der modernen Pädagogik sieht: "Il reste que les Recherches sont, avec l'Emile, auquel elles s'articulent intimement, l'un des deux textes fondateurs de la pensée éducative moderne, ou tout simplement de la pensée éducative" (Introduction, S. 6).
Jede Übersetzung der Nachforschungen hat Schwierigkeiten mit der Sprache und Begrifflichkeit Pestalozzis, die diesen Text auch für heutige deutschsprachige Leser schwer lesbar machen. Soëtard löst diese Schwierigkeiten, indem er den französischen Wörtern verschiedentlich Pestalozzis Begriffe in Klammern beifügt: bienêtre (Behaglichkeit), désir (Begierde), genre humain, espèce humaine (Menschengeschlecht) und die Übersetzungsprobleme reflektiert, z.B. bei der Übersetzung der Begriffe Selbstsucht, Selbstsorge und Selbsterhaltung (Anm. 1, S. 39). Die Übersetzung hat einen modernen Text zur Folge, da sich für Soëtard nicht die Frage stellt, ob man Pestalozzis Text unverändert, sprachlich oder orthographisch geglättet wiedergeben soll. Auch mit der Gliederung und den drucktechnischen Besonderheiten der Originalausgabe (Einrückungen, verschiedene Schrifttypen, Sperrungen usw.) tut sich eine Übersetzung leichter. Soëtard hat seiner Ausgabe einen Index (S. 287-290) hinzugefügt und zwei Schemata (S. 284-286), Tableau 1: La structure des Recherches und Tableau 2: Le cercle des trois états dans les Recherches. Allerdings vermißt man ein Literaturverzeichnis, auch die relativ wenigen Anmerkungen der Ausgabe schließen diese Lücke nicht. In ihrer französischsprachigen Besprechung verweist Chantal Renevey Fry auf die hohe Qualität dieser Ausgabe, die sie neben der Übersetzungsleistung auch mit der Qualität und Ausführlichkeit von Présentation und Commentaire begründet.