Elisabeth Näf
Einen zuverlässigen Beleg, zu welchem genauen Zeitpunkt Elisabeth Näf (‚Lisabeth') auf den Neuhof kam, scheint es nicht zu geben. Nach Heinrich Morf (Zur Biographie Pestalozzi's, Band 1, S. 148) stiess sie "gegen 1780" zu Pestalozzi. Dies stünde in Übereinstimmung mit der Ansicht (die bereits zu Pestalozzis Zeit aufkam), daß Lisabeth dem Schriftsteller vom Neuhof als eigentliches Urbild der ‚Gertrud' in seinem Roman gedient habe. So lesen wir in einem Brief von Pestalozzis Mitarbeiter Johannes Ramsauer: "Die Haushälterin, welche Pestalozzi das Bild zur Gertrud gab, kannte ich sehr gut, da ich 11 Jahr mit ihr unter einem Dach lebte, nämlich in Iferten. Pestalozzi sagte mir einmal von ihr: ‚Im Grabe würde ich mich umdrehen und im Himmel nicht selig sein können, wüsste ich nicht, daß sie nach meinem Tode mehr geehrt würde, als ich selber; denn ohne sie würde ich lange nicht mehr leben, und Du, Ramsauer, wärest auch nicht, was Du bist.' Es war eine sehr kluge, obwohl ganz ungebildete Frau." (Zitiert nach Morf, a.a.O. S. 147 f.) Peter Stadler vertritt die Ansicht, Lisabeth sei mit 20 Jahren, also 1782 auf den Neuhof gekommen, womit sich dann die Theorie, sie sei das Urbild der ‚Gertrud' von selbst erledige (Peter Stadler, Geschichtliche Biographie, Band 2, Zürich 1993, S. 240). Einen Beleg für diese Aussage kann er allerdings auch nicht liefern, weshalb man wohl Pestalozzis Magd und Haushälterin, die er einmal "Hausfreundin" nennt (PSW 21, S. 56), weiterhin als das Urbild der ‚Gertrud' halten mag, das Pestalozzi in seinem Roman wie folgt beschreibt:
"Ein Frauenbild, aber nicht zu allgemeinem Gebrauch"
Leser! ich möchte dir dennoch ein Bild suchen von dieser Frau, damit sie dir lebhaft vor Augen schwebe und ihr stilles Tun dir immer unvergesslich bleibe. Es ist viel, was ich sagen will, aber ich scheue mich nicht, es zu sagen:
So geht die Sonne Gottes vom Morgen bis am Abend ihre Bahn. Dein Auge bemerkt keinen ihrer Schritte und dein Ohr hört ihren Lauf nicht, aber bei ihrem Untergang weisst du, daß sie wieder aufsteht und fortwirkt, die Erde zu wärmen, bis ihre Früchte reif sind.
Leser! es ist viel, was ich sage, aber ich scheue mich nicht, es zu sagen:
Dieses Bild der grossen Mutter, die über der Erde brütet, ist das Bild der Gertrud und eines jeden Weibs, das seine Wohnstube zum Heiligtum Gottes erhebt und ob Mann und Kindern den Himmel verdient." (PSW 2, S. 280)
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Dr. Arthur Brühlmeier
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